in Hirschegg (Kleinwalsertal) vom 23.09. – 25.09.2022
Damit die Ravensburger Wohnprojektgruppe ihre Gemeinschaftsbildung vertiefen und auch ihre Vorstellungen von Wohnen und Zusammenleben anhand der Architektenpläne besprechen und konkretisieren kann, hat sie sich für ein Wochenende eine Auszeit genommen.
In dem schönen Kleinwalsertal haben wir bei Hirschegg eine Unterkunft gefunden, die sich als geradezu ideal erwies. Direkt umgeben von Wiesen, Wäldern und tosend-rauschenden Bächen, konnten wir den Aufenthalt bei reichhaltiger Vollverpflegung (mittags mit Lunchpaket) in den schönen, heimeligen Gebäuden genießen und uns voll in die Arbeit stürzen.
Obwohl wir uns als Projektgruppe zwar teilweise schon länger kennen und in verschiedenen Arbeitskreisen des Ökoseedorfs zusammenarbeiten, war es uns ein Anliegen tiefer in die Beziehungsarbeit einzusteigen und beschlossen, den Gemeinschaftskompass (Sieben Linden, Eva Stützel) als Grundlage zu nehmen. Zwei Personen hatten die Organisation und den Programmablauf übernommen und sich auch Gedanken über die inhaltliche Arbeit im Gemeinschaftskompass gemacht. Brigitte S. hat uns im Vorfeld Fragen aus dem Gemeinschaftskompass gestellt und mit unserer freudigen Zustimmung die Moderation übernommen. Einfühlsam, sowie kreativ hat sie uns in die Beziehungsarbeit einbezogen und wir haben uns auf die Themengebiete „Individuum und Gemeinschaft“ im inneren Zirkel, sowie „Intention“ und „Ernte“ im äußeren Zirkel und „Welt“ außerhalb des Kreises des Gemeinschaftskompasses konzentriert. Wir haben festgestellt, dass die Bereiche „Praxis“, „Struktur“ und „Welt“ durch unsere regelmäßigen Meetings und die Erarbeitung der Konzeptvergabe für die angestrebten Mehrfamilienhäuser in Schmalegg schon gut ausgeprägt sind, die oben genannten Bereiche jedoch einer näheren Betrachtung bedurften.
Gemeinschaftskompass nach Eva Stützel (Sieben Linden)
Die sieben Aspekte:
• Individuen: Raum für Individuen und Bewusstsein für persönliche Weiterentwicklung
• Gemeinschaft: Bewusste Pflege des Miteinanders
• Intention: gemeinsame Ausrichtung
• Struktur: Strukturen, die zu Zielen und Werten passen
• Praxis: Sinnvolle Arbeitsorganisation, Kompetenz und Engagement für die Aufgaben, Geldflüsse
• Ernte: Auswerten von Erfahrungen, Feiern, Wertschätzen
• Welt: Kooperationen und achtungsvollen Umgang mit anderen gesellschaftlichen Akteuren
Die Fragen zu Individuum und Gemeinschaft lauteten:
- Wie bringe ICH mich in die Gemeinschaft ein? Wo sind meine Stärken und Begabungen?
- Was fällt mir nicht so leicht? Was vernachlässige ich eher?
- Was sind UNSERE Stärken im Projekt und in der Gruppe? Was machen wir viel?
- Welche(n) Aspekt(en) haben wir bislang noch nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt?
Zur Intention:
- Was suche ICH in einer Gemeinschaft?
- Was sind UNSERE gemeinsamen Eckpunkte?
- Zu was sollen ALLE von Herzen JA sagen können?
- Wo dürfen wir anders sein und schätzen uns in dieser Vielfalt?
- Können wir unsere Intention in 1-2 Sätzen (30 Wörter) zusammenfassen?
Die darauffolgenden Meinungsrunden brachten doch eine Vielfalt an Antworten hervor und viele Schnittmengen, welche einige der TeilnehmerInnen zwar erwartet hatten, aber dennoch nie so ausgesprochen wurden. Sehr wohltuend war die Wertschätzungsrunde, welche sich daran anschloss und damit auch das Gemeinschaftserleben bestärkte. Bereichert wurde die Gemeinschaftsarbeit mit verschiedenen Spielen und Auflockerungsübungen. Vorangegangen war die Aufgabe aus Holzturmelementen mittels Seilen einen Turm zu bauen, was uns recht rasch gelang und zeigte, dass wir als Gruppe gut kooperieren können.
Am zweiten Tag nachmittags hatten wir erfreulicherweise Roland E. als Moderator zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ zur Verfügung. Wir haben uns zu den allgemeinen Grundwerten hinsichtlich des Zusammenlebens- und wohnens ausgetauscht und festgestellt, dass diese Definitionen nicht so einfach zu beschreiben sind und immer wieder neu betrachtet werden sollten. Roland berichtete uns über die neu aufgelegte Gebäudezertifizierung, welche für die Bewilligung der Fördermittel notwendig geworden ist. Er absolviert aktuell die Ausbildung, sodass er die Berechtigung zur autorisierten Zertifizierung erhält. Daraufhin folgten Impulsvorträge, die unsere TeilnehmerInnen zu den Themenbereichen: zukünftige Umnutzungsmöglichkeit der Tiefgarage, Wasserkreislauf, Car-Sharing, Bauweise in Holzständer- oder Vollholzbauweise vorbereitet hatten. So viele Fragen wurden diskutiert und Neue aufgeworfen, sodass wir neue Aufgabenpakete schnüren mussten. Abschließend haben wir die Architektenpläne vor allem hinsichtlich der Gemeinschaftsflächen und deren Nutzung betrachtet. Da wir unsere Konzeptvergabe und Modell bei der Stadt präsentieren müssen, war dies von großer Dringlichkeit und bedarf weiterer Überlegungen sowie eventueller kleinerer Umplanungen nach Erhalt der Zusage durch die Stadt.
Wir kehren in Dankbarkeit und gesättigt mit unseren Aufgabenpäckchen in den Alltag zurück, bereichert durch das gemeinsame Erlebte und in Gemeinschaft stark Gefestigte. Jede/r von uns hat gemäß seiner Möglichkeiten zum Gelingen des Ganzen beigetragen und bereichert. Wir haben uns vorgenommen, die wöchentlichen Meetings in Präsenz oder Hybrid abzuhalten und das Feiern (Ernte) stärker zu betonen, außerdem wollen wir uns mehrmals im Jahr solche Wochenenden gönnen.
Wir suchen noch unsere gemeinsamen Intentionen in Worte zu fassen und die Bedeutung für die Quartierseinbindung zu konkretisieren. Roland hat sich gerne bereit erklärt unsere Arbeit als Projektbegleiter zu unterstützen und das Projekt auch nach Außen (Welt) zu vertreten. Darüber sind wir sehr dankbar und wissen diese professionelle Unterstützung sehr zu schätzen.
Für die Wohnprojektgruppe: Tanja Trowitzsch